RECHTSPRECHUNG
RS0040376
Sowohl das Gericht, als auch die Parteien haben das Recht, eine Ergänzung des Gutachtens oder dessen mündliche Erörterung zu verlangen. Die Parteien sind dabei zwar nicht verpflichtet, einen konkreten Fragenkatalog anzuführen, es muss aber angegeben werden, welche Aufklärungen beziehungsweise Erläuterungen des schriftlichen Sachverständigengutachtens gewünscht werden.
- Rechtssatz:
Den Parteien steht auch bei einer vom Gericht angeordneten schriftlichen Begutachtung das Fragerecht zu; auch sie (und nicht nur das Gericht) können das "Verlangen" im Sinne des § 357, 2.Satz stellen (unter Heranziehung der Lehre Pollaks und Neumanns gegen jene Faschings). Den Parteien steht auch bei einer vom Gericht angeordneten schriftlichen Begutachtung das Fragerecht zu; auch sie (und nicht nur das Gericht) können das "Verlangen" im Sinne des Paragraph 357,, 2.Satz stellen (unter Heranziehung der Lehre Pollaks und Neumanns gegen jene Faschings).
- Gericht:
- OGH
- Geschäftszahl:
- 1Ob85/71; 1Ob102/74; 7Ob76/75; 7Ob53/75; 4Ob340/78; 1Ob520/81; 3Ob585/81; 6Ob724/83; 7Ob686/88; 3Ob111/01x; 6Ob245/07h; 1Ob116/08b; 9Ob47/08i; 6Ob216/14d; 4Ob88/18x
- Schlagworte:
- Gutachtensergänzung
- Entscheidung:
- 11.06.2018
- Norm:
- ZPO §289
ZPO §341
ZPO §342
ZPO §357 ZPO § 289 heute ZPO § 289 gültig ab 01.01.1898 ZPO § 341 heute ZPO § 341 gültig ab 01.01.1898 ZPO § 342 heute ZPO § 342 gültig ab 01.01.1898 ZPO § 357 heute ZPO § 357 gültig ab 01.05.2022 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 61/2022 ZPO § 357 gültig von 01.01.2003 bis 30.04.2022 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 76/2002 ZPO § 357 gültig von 01.01.1898 bis 31.12.2002 - Kategorie:
WEITERE INFORMATIONEN
Entscheidungstexte
1 Ob 85/71 1 Ob 85/71 Entscheidungstext OGH 05.04.1971 1 Ob 85/71 Veröff: SZ 44/44 = EvBl 1972/26 S 47 = RZ 1971,160
1 Ob 102/74 1 Ob 102/74 Entscheidungstext OGH 26.06.1974 1 Ob 102/74
7 Ob 76/75 7 Ob 76/75 Entscheidungstext OGH 24.04.1975 7 Ob 76/75 Beisatz: Mangelhaftigkeit (T1) Veröff: ZVR 1976/54 S 57
7 Ob 53/75 7 Ob 53/75 Entscheidungstext OGH 16.05.1975 7 Ob 53/75 Beis wie T1
4 Ob 340/78 4 Ob 340/78 Entscheidungstext OGH 10.10.1978 4 Ob 340/78 Beisatz: Eine Beschränkung des Fragerechtes der Parteien auf das eigentliche "Gutachten" im Sinne des § 362 Abs 1 Satz 1 ZPO kann dem Gesetz nicht entnommen werden, § 357 Satz 2 ZPO spricht vielmehr ganz allgemein von der schriftlichen "Begutachtung". (T2) Veröff: SZ 51/134 = ÖBl 1978,161
1 Ob 520/81 1 Ob 520/81 Entscheidungstext OGH 04.03.1981 1 Ob 520/81
3 Ob 585/81 3 Ob 585/81 Entscheidungstext OGH 04.11.1981 3 Ob 585/81 nur: Den Parteien steht auch bei einer vom Gericht angeordneten schriftlichen Begutachtung das Fragerecht zu. (T3)
6 Ob 724/83 6 Ob 724/83 Entscheidungstext OGH 24.11.1983 6 Ob 724/83 Auch
7 Ob 686/88 7 Ob 686/88 Entscheidungstext OGH 15.12.1988 7 Ob 686/88 Auch
3 Ob 111/01x 3 Ob 111/01x Entscheidungstext OGH 19.09.2001 3 Ob 111/01x Auch
6 Ob 245/07h 6 Ob 245/07h Entscheidungstext OGH 07.11.2007 6 Ob 245/07h Vgl auch; Beisatz: § 357 Abs 2 ZPO verlangt nicht die Erstellung eines konkreten Fragenkatalogs oder Anführung jener Fragen, die er an den Sachverständigen zu stellen beabsichtigt (Rechberger in Fasching/Konecny, ZPO² [2004] § 357 Rz 4 mit Nachweisen aus der Rechtsprechung); es muss lediglich angegeben werden, welche Aufklärungen beziehungsweise Erläuterungen des schriftlichen Sachverständigengutachtens gewünscht werden. Fehlende beziehungsweise unbekannte Unterlagen können Thema derartiger Aufklärungen beziehungsweise Erläuterungen sein. (T4) Beisatz: Abweisung eines Antrages auf Fristverlängerung zur Vorbereitung der Fragen an den Sachverständigen auf 18 Monate nach Auftrag binnen 14 Tagen mitzuteilen, ob und worüber mündliche Gutachtenserörterung beantragt werde. (T5)
1 Ob 116/08b 1 Ob 116/08b Entscheidungstext OGH 11.08.2008 1 Ob 116/08b Auch; Beisatz: Hier: Beweissicherungsverfahren. (T6) Beisatz: Auch im Beweissicherungsverfahren haben die Parteien das Recht zu verlangen, dass der Sachverständige seinen schriftlichen Befund mündlich vor dem Gericht erläutert. (T7) Beis wie T4 nur: § 357 Abs 2 ZPO verlangt nicht die Erstellung eines konkreten Fragenkatalogs oder Anführung jener Fragen, die er an den Sachverständigen zu stellen beabsichtigt (Rechberger in Fasching/Konecny, ZPO² [2004] § 357 Rz 4 mit Nachweisen aus der Rechtsprechung); es muss lediglich angegeben werden, welche Aufklärungen beziehungsweise Erläuterungen des schriftlichen Sachverständigengutachtens gewünscht werden. (T8)
9 Ob 47/08i 9 Ob 47/08i Entscheidungstext OGH 20.08.2008 9 Ob 47/08i Beis wie T4
6 Ob 216/14d 6 Ob 216/14d Entscheidungstext OGH 29.01.2015 6 Ob 216/14d Beis wie T1; Beisatz: Hier: Das Gutachten wurde schriftlich entsprechend der Fragen der Partei ergänzt und diese Gutachtensergänzung in einer Tagsatzung auch verlesen. (T9)
4 Ob 88/18x 4 Ob 88/18x Entscheidungstext OGH 11.06.2018 4 Ob 88/18x Vgl aber; Beisatz: Bei einem Rechtsgutachten müssen die Förmlichkeiten der §§ 351 ff ZPO nicht zwingend eingehalten werden. Bei der Ermittlung ausländischen Rechts durch – insbesondere ausländische – Sachverständige kann das Gericht daher auch gegen den Willen der Parteien davon absehen, dass der Sachverständige sein Rechtsgutachten in einer mündlichen Verhandlung erörtert. (T10) Veröff: SZ 2018/48