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RECHTSPRECHUNG


RS0021717


Sind sowohl die Verbesserung als auch der Austausch unmöglich oder für den Übergeber mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden, so hat der Übernehmer nach § 932 Abs 4 ABGB das Recht auf Preisminderung. Unverhältnismäßigkeit liegt vor, wenn der mit der Verbesserung verbundene Aufwand in keinem Verhältnis zu der Bedeutung des Mangels für den Übernehmer steht, wobei insbesondere die für den Übernehmer durch den Verweis auf die Preisminderung verbundenen zusätzlichen Unannehmlichkeiten zu berücksichtigten sind. Die Höhe der Behebungskosten allein ist nicht ausschlaggebend. Wenn sich der Mangel eher nur als geringer Nachteil im Gebrauch darstellt, können schon verhältnismäßig geringe Behebungskosten „unverhältnismäßig“ sein, wenn der Mangel den Gebrauch aber entscheidend beeinträchtigt, dann sind auch verhältnismäßig hohe Behebungskosten noch kein Grund, die Verbesserung abzulehnen. Der vom Unternehmer zu leistende Aufwand ist aber unter der Voraussetzung unverhältnismäßig, dass der Vorteil, den die Beseitigung des Mangels dem Besteller gewährt, gegen den für die Beseitigung erforderlichen Aufwand an Kosten und Arbeit so geringwertig ist, dass Vorteil und Aufwand im offensichtlichen Missverhältnis stehen. Es handelt sich dabei allerdings um Einzelfallentscheidungen.


Rechtssatz:

Der vom Unternehmer zu leistende Aufwand ist unter der Voraussetzung unverhältnismäßig, dass der Vorteil, den die Beseitigung des Mangels dem Besteller gewährt, gegen den für die Beseitigung erforderlichen Aufwand an Kosten und Arbeit so geringwertig ist, dass Vorteil und Aufwand in offensichtlichem Missverhältnis steht, die Beseitigung solchergestalt sich nicht lohnt.

Gericht:
OGH

Geschäftszahl:
6Ob58/74; 7Ob573/77; 7Ob654/79; 1Ob601/80; 5Ob552/81 (5Ob553/81); 1Ob829/81; 8Ob501/82; 7Ob657/83; 4Ob586/87; 3Ob552/89; 2Ob614/89; 7Ob515/91; 5Ob519/94; 7Ob238/99x; 8Ob97/00y; 6Ob72/00g; 5Ob44/01h; 7Ob187/01b; 6Ob110/02y; 4Ob150/02s; 7Ob235/02p; 3Ob91/02g; 6Ob147/04t; 7Ob103/05f; 6Ob274/06x; 5Ob57/07d; 6Ob241/06v; 5Ob107/08h; 7Ob211/09v; 3Ob183/10y; 2Ob135/10g; 2Ob123/12w; 7Ob29/15p

Schlagworte:

Entscheidung:
02.05.1974

Norm:
ABGB §1167

Kategorie:


WEITERE INFORMATIONEN

Entscheidungstexte


6 Ob 58/74 6 Ob 58/74 Entscheidungstext OGH 02.05.1974 6 Ob 58/74 Veröff: SZ 47/58 = EvBl 1975/18 S 46
7 Ob 573/77 7 Ob 573/77 Entscheidungstext OGH 12.05.1977 7 Ob 573/77
7 Ob 654/79 7 Ob 654/79 Entscheidungstext OGH 17.01.1980 7 Ob 654/79 Veröff: SZ 53/7
1 Ob 601/80 1 Ob 601/80 Entscheidungstext OGH 27.05.1980 1 Ob 601/80 Auch
5 Ob 552/81 5 Ob 552/81 Entscheidungstext OGH 28.04.1981 5 Ob 552/81
1 Ob 829/81 1 Ob 829/81 Entscheidungstext OGH 03.03.1982 1 Ob 829/81 Beisatz: Hier: Kaufvertrag (T1) Veröff: SZ 55/29
8 Ob 501/82 8 Ob 501/82 Entscheidungstext OGH 15.04.1982 8 Ob 501/82
7 Ob 657/83 7 Ob 657/83 Entscheidungstext OGH 17.11.1983 7 Ob 657/83
4 Ob 586/87 4 Ob 586/87 Entscheidungstext OGH 12.01.1988 4 Ob 586/87 Auch; Beisatz: Auch der Werkunternehmer ist im Rahmen der Verbesserung zur Neuherstellung von Teilen verpflichtet; nur die Pflicht zur völligen Neuherstellung des Werkes wird von der Rechtsprechung (EvBl 1967/322) und einem Teil der Lehre verneint. (T2)
3 Ob 552/89 3 Ob 552/89 Entscheidungstext OGH 04.10.1989 3 Ob 552/89 Auch; Veröff: JBl 1990,461 (siehe Glosse und Gruber RdW 1990,434) = RZ 1990/90 S 206
2 Ob 614/89 2 Ob 614/89 Entscheidungstext OGH 10.01.1990 2 Ob 614/89
7 Ob 515/91 7 Ob 515/91 Entscheidungstext OGH 18.04.1991 7 Ob 515/91
5 Ob 519/94 5 Ob 519/94 Entscheidungstext OGH 17.05.1994 5 Ob 519/94 Beis wie T2
7 Ob 238/99x 7 Ob 238/99x Entscheidungstext OGH 27.10.1999 7 Ob 238/99x Beisatz: Soweit nur optische oder funktionell das heißt bei Gebrauch des Werkes nicht ins Gewicht fallende Mängel vorliegen, ist eine Unverhältnismäßigkeit der den Klagsbetrag zumindest erreichenden Sanierung durch Erneuerung praktisch der gesamten Kunstharzbeschichtung zu bejahen. (T3)
8 Ob 97/00y 8 Ob 97/00y Entscheidungstext OGH 29.06.2000 8 Ob 97/00y Veröff: SZ 73/109
6 Ob 72/00g 6 Ob 72/00g Entscheidungstext OGH 23.10.2000 6 Ob 72/00g Beisatz: Die Höhe der Behebungskosten allein ist nicht ausschlaggebend, sondern es ist auf die Wichtigkeit einer Behebung des Mangels für den Besteller Bedacht zu nehmen. (T4)
5 Ob 44/01h 5 Ob 44/01h Entscheidungstext OGH 13.03.2001 5 Ob 44/01h Vgl auch
7 Ob 187/01b 7 Ob 187/01b Entscheidungstext OGH 26.09.2001 7 Ob 187/01b
6 Ob 110/02y 6 Ob 110/02y Entscheidungstext OGH 16.05.2002 6 Ob 110/02y Vgl; Beis wie T4; Beisatz: So können selbst "Schönheitsfehler", die die Funktionalität eines Werkes nicht beeinträchtigen und nur mit hohem Aufwand beseitigt werden können, unter bestimmten Voraussetzungen die Verbesserung nicht unzumutbar erscheinen lassen. (T5)
4 Ob 150/02s 4 Ob 150/02s Entscheidungstext OGH 20.08.2002 4 Ob 150/02s Beis wie T4; Beisatz: Hiebei ist nicht nur auf Mängel, die die Gebrauchstauglichkeit des Werkes beeinträchtigen, sondern auch auf die Unzumutbarkeit des Mangels für den Besteller aus sonstigen Gründen Bedacht zu nehmen. Auch der Ästhetik kann unter Umständen eine gewisse Werksfunktion zukommen, nämlich insbesondere dann, wenn das Werk gerade mit Rücksicht auf seine optische Qualität besonders kostspielig ist. (T6)
7 Ob 235/02p 7 Ob 235/02p Entscheidungstext OGH 13.11.2002 7 Ob 235/02p Auch; Beis wie T4; Beis wie T6; Beis ähnlich wie T5 Veröff: SZ 2002/152
3 Ob 91/02g 3 Ob 91/02g Entscheidungstext OGH 29.01.2003 3 Ob 91/02g Auch
6 Ob 147/04t 6 Ob 147/04t Entscheidungstext OGH 26.08.2004 6 Ob 147/04t Auch
7 Ob 103/05f 7 Ob 103/05f Entscheidungstext OGH 25.05.2005 7 Ob 103/05f Vgl auch
6 Ob 274/06x 6 Ob 274/06x Entscheidungstext OGH 21.12.2006 6 Ob 274/06x Beisatz: Ob diese Voraussetzung im Einzelfall vorliegt, hängt aber von den konkreten Umständen des zu beurteilenden Falles ab, denen keine über diesen hinausgehende Bedeutung zukommt. (T7)
5 Ob 57/07d 5 Ob 57/07d Entscheidungstext OGH 08.05.2007 5 Ob 57/07d Beis wie T4; Beis wie T6; Beis wie T7
6 Ob 241/06v 6 Ob 241/06v Entscheidungstext OGH 13.03.2008 6 Ob 241/06v Beis wie T7
5 Ob 107/08h 5 Ob 107/08h Entscheidungstext OGH 26.08.2008 5 Ob 107/08h Vgl; Beis ähnlich wie T4; Beisatz: Hier: Die exorbitanten Mangelfolgeschäden entstanden vor allem deshalb, weil es um ein luxuriöses Bauvorhaben in bester Wiener Innenstadtlage (Büros und Suiten) ging und der Schaden erst nach Fertigstellung und Bezug auftrat; Bejahung des gesamten Schadenersatzanspruchs. (T8)
7 Ob 211/09v 7 Ob 211/09v Entscheidungstext OGH 03.03.2010 7 Ob 211/09v
3 Ob 183/10y 3 Ob 183/10y Entscheidungstext OGH 14.12.2010 3 Ob 183/10y Auch
2 Ob 135/10g 2 Ob 135/10g Entscheidungstext OGH 07.04.2011 2 Ob 135/10g Auch; Veröff: SZ 2011/45
2 Ob 123/12w 2 Ob 123/12w Entscheidungstext OGH 30.07.2013 2 Ob 123/12w Auch; Beis wie T4; Beis wie T7
7 Ob 29/15p 7 Ob 29/15p Entscheidungstext OGH 09.04.2015 7 Ob 29/15p