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RECHTSPRECHUNG


RS0113932


Die Auslegung einer Erklärung ist am Empfängerhorizont zu messen, wobei die aus der Erklärung abzuleitenden Rechtsfolgen nicht danach zu beurteilen sind, was der Erklärende sagen wollte oder was der Erklärungsempfänger darunter verstanden hat, sondern wie die Erklärung bei objektiver Beurteilung der Sachlage durch einen redlichen und verständigen Menschen zu verstehen war. Auf konkrete Umstände, wie insbesondere den Geschäftszweck und die Interessenlage ist Rücksicht zu nehmen. Treten nach Abschluss der Vereinbarung Problemfälle auf, die von den Parteien nicht bedacht und daher auch nicht ausdrücklich geregelt wurden, ist unter Berücksichtigung der übrigen Vertragsbestimmungen und des von den Parteien verfolgten Zweckes sowie unter Heranziehung der Verkehrssitte zu prüfen, welche Lösung redliche und vernünftige Parteien für diesen Fall vereinbart hätten (ergänzende Vertragsauslegung).


Rechtssatz:

Die Auslegung der Erklärung ist am Empfängerhorizont zu messen, wobei die aus der Erklärung abzuleitenden Rechtsfolgen nicht danach zu beurteilen sind, was der Erklärende sagen wollte oder was der Erklärungsempfänger darunter verstanden hat, sondern wie die Erklärung bei objektiver Beurteilung der Sachlage durch einen redlichen und verständigen Menschen zu verstehen war. Auf konkrete Umstände, namentlich auf den Geschäftszweck und die Interessenlage ist hiebei Bedacht zu nehmen. Treten nach Abschluss der Vereinbarung Problemfälle auf, die von den Parteien nicht bedacht und daher auch nicht ausdrücklich geregelt wurden, ist unter Berücksichtigung der übrigen Vertragsbestimmungen und des von den Parteien verfolgten Zweckes sowie unter Heranziehung der Verkehrssitte zu prüfen, welche Lösung redliche und vernünftige Parteien für diesen Fall vereinbart hätten (ergänzende Vertragsauslegung).Hier: Inhalt eines Schenkungsvertrages ermittelt aus der Vertragsformulierung in Verbindung mit den von den Vertragsparteien verfolgten Zielsetzungen.

Gericht:
OGH

Geschäftszahl:
6Ob70/00p; 6Ob39/01f; 9Ob156/01h; 9ObA264/01s; 6Ob287/01a; 8Ob21/03a; 2Bkd5/02; 7Ob155/04a; 8ObA34/05s; 7Ob3/05z; 6Ob305/05d; 9ObA142/05f; 3Ob268/06t; 4Ob184/06x; 6Ob212/05b; 7Ob255/06k; 8Ob9/07t; 4Ob67/07t; 16Ok5/07; 4Ob248/07k; 9Ob45/07v; 4Ob111/08i; 2Ob40/09k; 9Ob45/09x; 1Ob233/09k; 8ObA28/10s; 5Ob16/10d; 9ObA80/10w; 3Ob135/11s; 9ObA97/11x; 8Ob93/11a; 4Ob93/11x; 8ObA93/11a; 9ObA135/11k; 9ObA122/11y; 9ObA25/12k; 7Ob93/12w; 1Ob8/13b; 4Ob98/13k; 7Ob91/13b; 3Ob200/13b; 7Ob11/14i; 4Ob17/14z; 6Ob125/14x; 2Ob236/13i; 9ObA137/14h; 3Ob186/14w; 7Ob225/14k; 2Ob236/14s; 9ObA51/15p; 7Ob161/15z; 7Ob222/15w; 9ObA20/16f; 6Ob87/16m; 7Ob42/16a; 9ObA28/16g

Schlagworte:

Entscheidung:
17.05.2000

Norm:
ABGB §914 I

Kategorie:


WEITERE INFORMATIONEN

Entscheidungstexte


6 Ob 70/00p 6 Ob 70/00p Entscheidungstext OGH 17.05.2000 6 Ob 70/00p
6 Ob 39/01f 6 Ob 39/01f Entscheidungstext OGH 15.03.2001 6 Ob 39/01f Vgl auch; nur: Die Auslegung der Erklärung ist am Empfängerhorizont zu messen, wobei die aus der Erklärung abzuleitenden Rechtsfolgen nicht danach zu beurteilen sind, was der Erklärende sagen wollte oder was der Erklärungsempfänger darunter verstanden hat, sondern wie die Erklärung bei objektiver Beurteilung der Sachlage durch einen redlichen und verständigen Menschen zu verstehen war. (T1) Beisatz: Für das Vorliegen ebenso wie für die Bedeutung einer Erklärung kommt es nicht primär auf den Willen des Erklärenden, sondern vielmehr auf das Verständnis an, das ein redlicher Erklärungsempfänger von dieser gewinnen durfte und gewonnen hat. Für die Interpretation eines Verhaltens ist daher maßgeblich, welche Umstände aus der Sicht des Empfängers auf welche Erklärungsbedeutung schließen lassen. (T2)
9 Ob 156/01h 9 Ob 156/01h Entscheidungstext OGH 24.10.2001 9 Ob 156/01h Auch; nur: Treten nach Abschluss der Vereinbarung Problemfälle auf, die von den Parteien nicht bedacht und daher auch nicht ausdrücklich geregelt wurden, ist unter Berücksichtigung der übrigen Vertragsbestimmungen und des von den Parteien verfolgten Zweckes sowie unter Heranziehung der Verkehrssitte zu prüfen, welche Lösung redliche und vernünftige Parteien für diesen Fall vereinbart hätten (ergänzende Vertragsauslegung). (T3)
9 ObA 264/01s 9 ObA 264/01s Entscheidungstext OGH 28.11.2001 9 ObA 264/01s nur T3
6 Ob 287/01a 6 Ob 287/01a Entscheidungstext OGH 11.07.2002 6 Ob 287/01a Auch; nur T1; Beisatz: Hier: Gerichtlicher Vergleich. (T4)
8 Ob 21/03a 8 Ob 21/03a Entscheidungstext OGH 20.03.2003 8 Ob 21/03a Vgl auch; Beisatz: Die maßgeblichen Auslegungskriterien müssen immer dem Vertrag selbst oder den ihn begleitenden maßgeblichen Umständen zu entnehmen sein. (T5)
2 Bkd 5/02 2 Bkd 5/02 Entscheidungstext OGH 10.03.2003 2 Bkd 5/02 nur T1; Beisatz: Hier: Treuhandvereinbarung. (T6)
7 Ob 155/04a 7 Ob 155/04a Entscheidungstext OGH 29.09.2004 7 Ob 155/04a Auch; nur T1
8 ObA 34/05s 8 ObA 34/05s Entscheidungstext OGH 06.10.2005 8 ObA 34/05s Auch; nur T1
7 Ob 3/05z 7 Ob 3/05z Entscheidungstext OGH 19.10.2005 7 Ob 3/05z Auch; Veröff: SZ 2005/149
6 Ob 305/05d 6 Ob 305/05d Entscheidungstext OGH 16.02.2006 6 Ob 305/05d Beisatz: Hier: Akkreditiv, Geschäftszweck, Sicherungsfunktion. (T7)
9 ObA 142/05f 9 ObA 142/05f Entscheidungstext OGH 22.02.2006 9 ObA 142/05f nur T3
3 Ob 268/06t 3 Ob 268/06t Entscheidungstext OGH 30.11.2006 3 Ob 268/06t Auch; nur T1
4 Ob 184/06x 4 Ob 184/06x Entscheidungstext OGH 21.11.2006 4 Ob 184/06x Auch; Beisatz: Die von der Rechtsprechung geforderte objektive Betrachtungsweise bedeutet nur, dass der Kläger nicht das tatsächliche Verständnis der Mitteilung durch den Empfänger nachzuweisen hat, sondern dass insofern ein objektiver Empfängerhorizont maßgebend ist. (T8) Beisatz: Hier: Bedeutungsinhalt einer Schutzrechtsverwarnung. (T9) Veröff: SZ 2006/170
6 Ob 212/05b 6 Ob 212/05b Entscheidungstext OGH 21.12.2006 6 Ob 212/05b Auch; Beis wie T5
7 Ob 255/06k 7 Ob 255/06k Entscheidungstext OGH 14.02.2007 7 Ob 255/06k Auch; Beisatz: Auch immerwährende Leistungsversprechen müssen nicht „ewig" dauern (Folgeentscheidung zu 6 Ob 70/00p). (T10) Veröff: SZ 2007/25
8 Ob 9/07t 8 Ob 9/07t Entscheidungstext OGH 22.02.2007 8 Ob 9/07t nur T1; Beisatz: Dabei ist auf die konkreten Umstände, namentlich auf den Geschäftszweck und die Interessenlage Bedacht zu nehmen. (T11)
4 Ob 67/07t 4 Ob 67/07t Entscheidungstext OGH 22.05.2007 4 Ob 67/07t Auch; Beis wie T11
16 Ok 5/07 16 Ok 5/07 Entscheidungstext OGH 05.12.2007 16 Ok 5/07 Auch; Beis wie T11 Veröff: SZ 2007/191
4 Ob 248/07k 4 Ob 248/07k Entscheidungstext OGH 11.03.2008 4 Ob 248/07k Auch
9 Ob 45/07v 9 Ob 45/07v Entscheidungstext OGH 20.08.2008 9 Ob 45/07v Auch; Beis wie T4
4 Ob 111/08i 4 Ob 111/08i Entscheidungstext OGH 26.08.2008 4 Ob 111/08i Auch; nur T1
2 Ob 40/09k 2 Ob 40/09k Entscheidungstext OGH 03.09.2009 2 Ob 40/09k Auch; nur T1; Beisatz: Hier: Einlösungsangebot des Vorkaufsverpflichteten. (T12)
9 Ob 45/09x 9 Ob 45/09x Entscheidungstext OGH 29.10.2009 9 Ob 45/09x Auch; nur T1
1 Ob 233/09k 1 Ob 233/09k Entscheidungstext OGH 29.01.2010 1 Ob 233/09k Auch; nur T3
8 ObA 28/10s 8 ObA 28/10s Entscheidungstext OGH 22.07.2010 8 ObA 28/10s Auch; Beis ähnlich wie T11
5 Ob 16/10d 5 Ob 16/10d Entscheidungstext OGH 15.07.2010 5 Ob 16/10d Vgl
9 ObA 80/10w 9 ObA 80/10w Entscheidungstext OGH 26.05.2011 9 ObA 80/10w Auch; nur: Die Auslegung der Erklärung ist am Empfängerhorizont zu messen, wobei die aus der Erklärung abzuleitenden Rechtsfolgen nicht danach zu beurteilen sind, was der Erklärende sagen wollte oder was der Erklärungsempfänger darunter verstanden hat, sondern wie die Erklärung bei objektiver Beurteilung der Sachlage durch einen redlichen und verständigen Menschen zu verstehen war. Auf konkrete Umstände, namentlich auf den Geschäftszweck und die Interessenlage ist hiebei Bedacht zu nehmen. (T13)
3 Ob 135/11s 3 Ob 135/11s Entscheidungstext OGH 24.08.2011 3 Ob 135/11s Auch
9 ObA 97/11x 9 ObA 97/11x Entscheidungstext OGH 29.08.2011 9 ObA 97/11x Auch
8 Ob 93/11a 8 Ob 93/11a Entscheidungstext OGH 24.10.2011 8 Ob 93/11a Auch
4 Ob 93/11x 4 Ob 93/11x Entscheidungstext OGH 22.11.2011 4 Ob 93/11x Auch; Beisatz: Für die Auslegung sind auch die von einer Partei in Werbeunterlagen getätigten Äußerungen heranzuziehen. (T14) Beisatz: Hier: Vertragsauslegung zur Beurteilung, ob ein aliud geliefert wurde (MEL‑Zertifikat [ADC] statt Aktie). (T15)
8 ObA 93/11a 8 ObA 93/11a Entscheidungstext OGH 20.01.2012 8 ObA 93/11a Vgl auch; nur T1
9 ObA 135/11k 9 ObA 135/11k Entscheidungstext OGH 29.03.2012 9 ObA 135/11k Vgl auch
9 ObA 122/11y 9 ObA 122/11y Entscheidungstext OGH 29.03.2012 9 ObA 122/11y Vgl auch; Beisatz: Hier: Einstufung von nicht in den AVB genannten Reisebüromitarbeiter der ÖBB. (T16)
9 ObA 25/12k 9 ObA 25/12k Entscheidungstext OGH 29.03.2012 9 ObA 25/12k Vgl auch
7 Ob 93/12w 7 Ob 93/12w Entscheidungstext OGH 28.11.2012 7 Ob 93/12w Vgl auch; Veröff: SZ 2012/132
1 Ob 8/13b 1 Ob 8/13b Entscheidungstext OGH 07.03.2013 1 Ob 8/13b Auch; nur T13
4 Ob 98/13k 4 Ob 98/13k Entscheidungstext OGH 18.06.2013 4 Ob 98/13k Vgl auch; nur ähnlich T13
7 Ob 91/13b 7 Ob 91/13b Entscheidungstext OGH 02.10.2013 7 Ob 91/13b nur T3; Beisatz: Hier: Die Streitteile besprachen nicht, was mit dem gemeinsam geschaffenen Vermögenswert geschehen solle, wenn der Zweck seiner Anschaffung - der Mutter eine unentgeltliche Wohngelegenheit zur Verfügung zu stellen - wegfällt. (T17)
3 Ob 200/13b 3 Ob 200/13b Entscheidungstext OGH 22.01.2014 3 Ob 200/13b Auch; Beis wie T2; Beis wie T5
7 Ob 11/14i 7 Ob 11/14i Entscheidungstext OGH 19.03.2014 7 Ob 11/14i Auch; nur T3
4 Ob 17/14z 4 Ob 17/14z Entscheidungstext OGH 20.05.2014 4 Ob 17/14z Vgl auch; nur T13; Beis wie T11
6 Ob 125/14x 6 Ob 125/14x Entscheidungstext OGH 17.09.2014 6 Ob 125/14x Auch; nur T1
2 Ob 236/13i 2 Ob 236/13i Entscheidungstext OGH 27.11.2014 2 Ob 236/13i Auch
9 ObA 137/14h 9 ObA 137/14h Entscheidungstext OGH 29.01.2015 9 ObA 137/14h Auch
3 Ob 186/14w 3 Ob 186/14w Entscheidungstext OGH 21.01.2015 3 Ob 186/14w Auch; Beis wie T2; Beis wie T5; Beisatz: Hier: Bestätigung einer nach KSchG nichtigen Klausel? (T18)
7 Ob 225/14k 7 Ob 225/14k Entscheidungstext OGH 18.02.2015 7 Ob 225/14k Auch
2 Ob 236/14s 2 Ob 236/14s Entscheidungstext OGH 08.06.2015 2 Ob 236/14s Auch; Beisatz: Es reicht grundsätzlich weder für die Offenlegung der Vollmacht noch für die (objektive) Erkennbarkeit eines Vertretungsverhältnisses aus, wenn der Vertragspartner den Wunsch äußert, dass die Rechnung an einen anderen gesendet werden soll. (T19)
9 ObA 51/15p 9 ObA 51/15p Entscheidungstext OGH 29.07.2015 9 ObA 51/15p Beis wie T2
7 Ob 161/15z 7 Ob 161/15z Entscheidungstext OGH 16.10.2015 7 Ob 161/15z Auch
7 Ob 222/15w 7 Ob 222/15w Entscheidungstext OGH 27.01.2016 7 Ob 222/15w Auch
9 ObA 20/16f 9 ObA 20/16f Entscheidungstext OGH 18.03.2016 9 ObA 20/16f Vgl auch
6 Ob 87/16m 6 Ob 87/16m Entscheidungstext OGH 30.05.2016 6 Ob 87/16m Vgl; Beisatz: Bei der Auslegung von Verträgen nach § 914 ABGB sind sämtliche den Vertragsabschluss begleitende Umstände zu berücksichtigen. (T20)
7 Ob 42/16a 7 Ob 42/16a Entscheidungstext OGH 15.06.2016 7 Ob 42/16a Auch; Beisatz: Kein Konkurrenzschutz durch bloß ergänzende Vertragsauslegung, wenn der Vermieter im selben Haus ein benachbartes Bestandobjekt an einen Konkurrenten vermietet, wenn sich das Haus in einer belebten Geschäftsstraße befindet. (T21)
9 ObA 28/16g 9 ObA 28/16g Entscheidungstext OGH 24.06.2016 9 ObA 28/16g