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RECHTSPRECHUNG


RS0115646


Die Beiziehung von Privatsachverständigen ist nach der Strafprozessordnung nicht vorgesehen. Die Auswahl der Sachverständigen kommt ausschließlich dem Gericht zu. Daher ist die Forderung nach einem Privatsachverständigen verfehlt. Die Bedeutung sogenannter „Privatsachverständiger“ liegt allein in der persönlichen Information der Parteien und ihrer Vertreter. Das gilt auch dann, wenn es sich beim Privatgutachter um einen erfahrenen Experten handelt. Demgemäß entbehrt es einer gesetzlichen Grundlage, solche „Privatgutachten“ zum Akt zu nehmen. Wird ein Privatgutachten dennoch zum Akt genommen, kann nur dessen Befund zu erheblichen Bedenken Anlass geben. Wird ein „Privatsachverständiger“ vom Gericht befragt, handelt es sich dabei nicht um eine mündliche Gutachtenserstattung, sondern um eine Zeugeneinvernahme.


Rechtssatz:

Die Forderung nach einem Privatsachverständigen ist verfehlt. Die StPO bezeichnet nur die Personen als Sachverständige, die vom Gericht als solche beigezogen werden (§ 120 ff, 254 Abs 2 StPO). Die Bedeutung sogenannter "Privatsachverständiger" liegt allein in der persönlichen Information der Parteien und ihrer Vertreter. Demgemäß entbehrt es einer gesetzlichen Grundlage, solche "Privatgutachten" zum Akt zu nehmen (§ 258 Abs 1 StPO). Die Forderung nach einem Privatsachverständigen ist verfehlt. Die StPO bezeichnet nur die Personen als Sachverständige, die vom Gericht als solche beigezogen werden (Paragraph 120, ff, 254 Absatz 2, StPO). Die Bedeutung sogenannter "Privatsachverständiger" liegt allein in der persönlichen Information der Parteien und ihrer Vertreter. Demgemäß entbehrt es einer gesetzlichen Grundlage, solche "Privatgutachten" zum Akt zu nehmen (Paragraph 258, Absatz eins, StPO).

Gericht:
OGH

Geschäftszahl:
13Os34/01; 14Os121/02; 12Os107/01; 13Os110/02; 13Os170/03; 13Os135/03; 13Os37/07a; 13Os151/08t; 13Os35/10m; 14Os134/11d; 15Os110/12h (15Os144/12h); 13Os131/12g; 11Os101/13g (11Os139/13wq); 11Os51/13d; 12Os45/14f; 17Os25/14a; 11Os26/14d; 11Os86/14b; 11Os103/14b (11Os104/14z); 11Os52/15d; 11Os26/16g; 11Os10/16d; 11Os14/17v; 14Os94/17f; 11Os75/17i; 12Os135/18x; 12Os81/18f; 15Os44/19p; 11Os44/20k; 12Os21/20k; 14Os75/20s; 11Os88/20f; 13Os104/20y; 15Os22/22g; 11Os72/22f; 13Os94/22f; 13Os127/23k

Schlagworte:

Entscheidung:
24.04.2024

Norm:
StPO §281 Abs1 Z4 StPO § 281 heute StPO § 281 gültig ab 01.03.2023 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 223/2022 StPO § 281 gültig von 01.01.2008 bis 28.02.2023 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 93/2007 StPO § 281 gültig von 01.01.2006 bis 31.12.2007 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 119/2005 StPO § 281 gültig von 01.01.2002 bis 31.12.2001 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 105/1997 StPO § 281 gültig von 01.01.2002 bis 31.12.2001 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 55/1999 StPO § 281 gültig von 01.01.2000 bis 31.12.2005 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 55/1999 StPO § 281 gültig von 01.01.1998 bis 31.12.1999 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 105/1997 StPO § 281 gültig von 01.01.1994 bis 31.12.1997 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 526/1993 StPO § 281 gültig von 01.03.1988 bis 31.12.1993 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 605/1987

Kategorie:


WEITERE INFORMATIONEN

Entscheidungstexte


13 Os 34/01 13 Os 34/01 Entscheidungstext OGH 26.09.2001 13 Os 34/01
14 Os 121/02 14 Os 121/02 Entscheidungstext OGH 12.11.2002 14 Os 121/02 Auch; Beisatz: Die - in der beantragten Verlesung dessen schriftlicher Stellungnahme bestehende - Beiziehung eines Privatgutachters ist gesetzesfremd. (T1)
12 Os 107/01 12 Os 107/01 Entscheidungstext OGH 05.12.2002 12 Os 107/01 Auch; Beisatz: Eine - zur gerichtlichen Sachverständigenbestellung gleichwertige - Beiziehung von Privatgutachtern, deren Gutachten ohne die im XI.Hauptstück der StPO vorgesehenen Förmlichkeiten zu Stande gekommen sind und bloß der persönlichen Information der Parteien und ihrer Vertreter dienen, ist dem Gesetz fremd. (T2)
13 Os 110/02 13 Os 110/02 Entscheidungstext OGH 30.04.2003 13 Os 110/02 Auch; nur: Die Bedeutung sogenannter "Privatsachverständiger" liegt allein in der persönlichen Information der Parteien und ihrer Vertreter. Demgemäß entbehrt es einer gesetzlichen Grundlage, solche "Privatgutachten" zum Akt zu nehmen. (T3) Beis ähnlich wie T2; Beisatz: Das gilt auch dann, wenn es sich beim Privatgutachter um einen erfahrenen Experten handelt. (T4)
13 Os 170/03 13 Os 170/03 Entscheidungstext OGH 14.01.2004 13 Os 170/03 Auch; Beis wie T1; Beisatz: Die Auswahl der Sachverständigen kommt ausschließlich dem Gericht zu. Wird ein Privatgutachten zum Akt genommen, kann auch nur dessen Befund zu erheblichen Bedenken im Sinn der Z 5a Anlass geben. Da nämlich das Ziehen von Schlüssen gerichtlich beigezogenen Gutachtern vorbehalten ist, das Verfahrensrecht solcherart nur diese als Sachverständige begreift, sind abgehörte Privatgutachter nichts anderes als Zeugen. (T5)
13 Os 135/03 13 Os 135/03 Entscheidungstext OGH 06.10.2004 13 Os 135/03 Auch; Beis wie T2
13 Os 37/07a 13 Os 37/07a Entscheidungstext OGH 20.06.2007 13 Os 37/07a Auch; nur: Die Bedeutung sogenannter "Privatsachverständiger" liegt allein in der persönlichen Information der Parteien und ihrer Vertreter. (T6) Beisatz: Durch die Abweisung des Antrages der Verteidigung, das Gutachten eines Privatsachverständigen dem gerichtlichen Sachverständigen zur gutachtlichen Stellungnahme vorzulegen, wurden Verteidigungsrechte nicht verletzt. Die Abweisung des letztlich zum Nachweis eines Gutachtensfehlers des Gerichtssachverständigen gestellten Antrages verstößt schon deshalb nicht gegen das Fairnessgebot des Art 6 Abs 3 lit d MRK, weil der Verteidiger in der Hauptverhandlung ausreichend Gelegenheit erhielt, die in der Privatexpertise aufgeworfenen Aspekte durch gezielte Fragestellung an den Gerichtssachverständigen heranzutragen und auf dieser Basis allfällige Gutachtensmängel iSd §§ 125, 126 StPO aufzuzeigen. (T7)
13 Os 151/08t 13 Os 151/08t Entscheidungstext OGH 19.03.2009 13 Os 151/08t Auch; Beis wie T1; Beisatz: Privatgutachten fallen weder unter Absatz 1 noch unter Absatz 2 des § 252 StPO und sind demgemäß in der Hauptverhandlung nicht zu verlesen (WK-StPO § 252 Rz 40). (T8)
13 Os 35/10m 13 Os 35/10m Entscheidungstext OGH 17.06.2010 13 Os 35/10m Auch; Beisatz: Privatgutachter wurde daher zu Recht nicht zur Hauptverhandlung beigezogen. (T9)
14 Os 134/11d 14 Os 134/11d Entscheidungstext OGH 13.12.2011 14 Os 134/11d Auch
15 Os 110/12h 15 Os 110/12h Entscheidungstext OGH 27.02.2013 15 Os 110/12h Auch; nur ähnlich T3
13 Os 131/12g 13 Os 131/12g Entscheidungstext OGH 02.07.2013 13 Os 131/12g Vgl auch
11 Os 101/13g 11 Os 101/13g Entscheidungstext OGH 29.10.2013 11 Os 101/13g Auch
11 Os 51/13d 11 Os 51/13d Entscheidungstext OGH 11.03.2014 11 Os 51/13d Auch; Beis wie T8
12 Os 45/14f 12 Os 45/14f Entscheidungstext OGH 11.06.2014 12 Os 45/14f Auch
17 Os 25/14a 17 Os 25/14a Entscheidungstext OGH, AUSL EGMR 11.08.2014 17 Os 25/14a Auch
11 Os 26/14d 11 Os 26/14d Entscheidungstext OGH 16.09.2014 11 Os 26/14d Vgl aber; Beis wie T1
11 Os 86/14b 11 Os 86/14b Entscheidungstext OGH 28.10.2014 11 Os 86/14b Vgl aber; Beis wie T1
11 Os 103/14b 11 Os 103/14b Entscheidungstext OGH 25.11.2014 11 Os 103/14b Vgl
11 Os 52/15d 11 Os 52/15d Entscheidungstext OGH 20.10.2015 11 Os 52/15d
11 Os 26/16g 11 Os 26/16g Entscheidungstext OGH 14.06.2016 11 Os 26/16g Auch; nur T3; Beis wie T4; Beis wie T8; Beisatz: Auch die dem Gericht gemäß § 222 Abs 3 StPO zur Kenntnis gebrachte Stellungnahme samt Schlussfolgerungen einer Person mit besonderem Fachwissen ist kein Beweismittel und daher nicht zu verlesen. (T10)
11 Os 10/16d 11 Os 10/16d Entscheidungstext OGH 28.02.2017 11 Os 10/16d Auch
11 Os 14/17v 11 Os 14/17v Entscheidungstext OGH 21.03.2017 11 Os 14/17v Auch; Beisatz: Das Gutachten eines Sachverständigen, der ausschließlich im Ermittlungs‑, nicht aber im Hauptverfahren bestellt wurde, ist kein für die Sache bedeutsames „Schriftstück anderer Art“ im Sinn des § 252 Abs 2 StPO und muss nicht verlesen werden. (T11)
14 Os 94/17f 14 Os 94/17f Entscheidungstext OGH 12.12.2017 14 Os 94/17f Vgl
11 Os 75/17i 11 Os 75/17i Entscheidungstext OGH 10.04.2018 11 Os 75/17i Vgl; Beis wie T11
12 Os 135/18x 12 Os 135/18x Entscheidungstext OGH 06.12.2018 12 Os 135/18x Auch; Beis wie T5; Beis wie T8; Beis wie T10; Beis wie T11
12 Os 81/18f 12 Os 81/18f Entscheidungstext OGH 06.12.2018 12 Os 81/18f Auch
15 Os 44/19p 15 Os 44/19p Entscheidungstext OGH 11.09.2019 15 Os 44/19p Vgl; Beis wie T8
11 Os 44/20k 11 Os 44/20k Entscheidungstext OGH 28.04.2020 11 Os 44/20k Vgl
12 Os 21/20k 12 Os 21/20k Entscheidungstext OGH 22.07.2020 12 Os 21/20k Vgl
14 Os 75/20s 14 Os 75/20s Entscheidungstext OGH 03.11.2020 14 Os 75/20s Vgl; Beis wie T10
11 Os 88/20f 11 Os 88/20f Entscheidungstext OGH 28.12.2020 11 Os 88/20f Vgl; Beis wie T8; Beisatz: Da ein die Schlussfolgerungen einer vom Angeklagten beauftragten Person mit besonderem Fachwissen enthaltendes Schriftstück (Privatgutachten) nicht unter § 252 Abs 1 StPO fällt, könnte sein Vorkommen in der Hauptverhandlung aber auch keine – gemäß § 252 Abs 4 StPO ausdrücklich mit Nichtigkeit bewehrte – Umgehung des dort normierten (bedingten) Verlesungsverbots bedeuten. (T12)
13 Os 104/20y 13 Os 104/20y Entscheidungstext OGH 14.04.2021 13 Os 104/20y Vgl; Beis nur T1
15 Os 22/22g 15 Os 22/22g Entscheidungstext OGH 14.09.2022 15 Os 22/22g Vgl; Beis wie T5; Beis wie T10
11 Os 72/22f 11 Os 72/22f Entscheidungstext OGH 27.09.2022 11 Os 72/22f Vgl; Beis wie T1
13 Os 94/22f 13 Os 94/22f Entscheidungstext OGH 22.03.2023 13 Os 94/22f vgl
13 Os 127/23k 13 Os 127/23k Entscheidungstext OGH 24.04.2024 13 Os 127/23k vgl; Beisatz wie T5; Beisatz wie T10