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RECHTSPRECHUNG


RS0126147


Für ein Auslösen der Anlegerentschädigung für Wertpapierfirmen ist wesentlich, dass die besondere Gefahr vom konzessionswidrigen, somit rechtswidrigen, „Halten“ der Gelder und Finanzinstrumente durch die Wertpapierfirma ausgeht. In diesem Fall ist der Anleger umgehend zu entschädigen. Ansprüche aus anderen Gründen, etwa aus einer Fehlberatung, sind hingegen nicht Gegenstand der Anlegerentschädigung. Die Entschädigungseinrichtung haftet auch nicht für sonstige von einer Wertpapierfirma (auch betrügerisch) herbeigeführte Schäden des Anlegers aus einer Veranlagung.


Rechtssatz:

Bei Auslegung der §§ 23b ff WAG 1996 ist auf die Erwägungen der EU‑Richtlinie 97/9 EG über die Systeme für die Entschädigung der Anleger Rücksicht zu nehmen. Dabei ist für ein Auslösen der Entschädigerhaftung wesentlich, dass die besondere Gefahr vom konzessionswidrigen „Halten“ der Gelder und Finanzinstrumente durch das Wertpapierdienstleistungsunternehmen ausgeht. Bei Auslegung der Paragraphen 23 b, ff WAG 1996 ist auf die Erwägungen der EU‑Richtlinie 97/9 EG über die Systeme für die Entschädigung der Anleger Rücksicht zu nehmen. Dabei ist für ein Auslösen der Entschädigerhaftung wesentlich, dass die besondere Gefahr vom konzessionswidrigen „Halten“ der Gelder und Finanzinstrumente durch das Wertpapierdienstleistungsunternehmen ausgeht.

Gericht:
OGH

Geschäftszahl:
9Ob50/09g; 6Ob235/09s; 7Ob165/10f; 1Ob242/12p; 10Ob50/12v; 7Ob220/12x; 8Ob45/13w; 2Ob171/12d; 10Ob25/13v; 4Ob89/13m; 6Ob98/13z; 1Ob117/18i; 10Ob4/19i; 6Ob45/20s

Schlagworte:

Entscheidung:
22.10.2020

Norm:
WAG §20 Abs1 Z4
WAG §23b
WAG §23c
WAG §23d
WAG §23e
WAG 2007 §75 WAG Art. 1 § 20 gültig von 01.04.2002 bis 31.10.2007 aufgehoben durch BGBl. I Nr. 60/2007 WAG Art. 1 § 20 gültig von 01.01.2002 bis 31.03.2002 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 97/2001 WAG Art. 1 § 20 gültig von 01.05.1999 bis 31.12.2001 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 63/1999 WAG Art. 1 § 20 gültig von 01.01.1998 bis 30.04.1999 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 11/1998 WAG Art. 1 § 20 gültig von 01.01.1998 bis 31.12.1997 WAG Art. 1 § 23b gültig von 01.05.1999 bis 31.10.2007 aufgehoben durch BGBl. I Nr. 60/2007 WAG Art. 1 § 23c gültig von 01.04.2002 bis 31.10.2007 aufgehoben durch BGBl. I Nr. 60/2007 WAG Art. 1 § 23c gültig von 01.05.1999 bis 31.03.2002 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 63/1999 WAG Art. 1 § 23d gültig von 01.04.2002 bis 31.10.2007 aufgehoben durch BGBl. I Nr. 60/2007 WAG Art. 1 § 23d gültig von 01.05.1999 bis 31.03.2002 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 63/1999 WAG Art. 1 § 23e gültig von 01.04.2002 bis 31.10.2007 aufgehoben durch BGBl. I Nr. 60/2007 WAG Art. 1 § 23e gültig von 01.05.1999 bis 31.03.2002 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 63/1999 WAG 2007 § 75 gültig von 15.08.2015 bis 02.01.2018 aufgehoben durch BGBl. I Nr. 107/2017 WAG 2007 § 75 gültig von 01.05.2009 bis 14.08.2015 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 39/2009 WAG 2007 § 75 gültig von 29.12.2007 bis 30.04.2009 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 107/2007 WAG 2007 § 75 gültig von 01.11.2007 bis 28.12.2007

Kategorie:


WEITERE INFORMATIONEN

Entscheidungstexte


9 Ob 50/09g 9 Ob 50/09g Entscheidungstext OGH 30.06.2010 9 Ob 50/09g Veröff: SZ 2010/76
6 Ob 235/09s 6 Ob 235/09s Entscheidungstext OGH 17.12.2010 6 Ob 235/09s
7 Ob 165/10f 7 Ob 165/10f Entscheidungstext OGH 27.04.2011 7 Ob 165/10f
1 Ob 242/12p 1 Ob 242/12p Entscheidungstext OGH 31.01.2013 1 Ob 242/12p Auch; Beisatz: Ansprüche aus anderen Gründen, etwa aus einer Fehlberatung, sind hingegen nicht Gegenstand der Anlegerentschädigung. (T1)
10 Ob 50/12v 10 Ob 50/12v Entscheidungstext OGH 19.03.2013 10 Ob 50/12v Auch; Beisatz: Die Richtlinie 97/9/EG (AE-RL) gewährt dem einzelnen Anleger gemäß ihrem Art 13 einen durchsetzbaren Anspruch. (T2)
7 Ob 220/12x 7 Ob 220/12x Entscheidungstext OGH 27.03.2013 7 Ob 220/12x Vgl auch; Beis wie T2
8 Ob 45/13w 8 Ob 45/13w Entscheidungstext OGH 28.05.2013 8 Ob 45/13w Auch; Beis wie T1; Bem: Zur Entschädigungspflicht bei der Vermittlung von Wertpapieren siehe RS0128910. (T3); Veröff: SZ 2013/54
2 Ob 171/12d 2 Ob 171/12d Entscheidungstext OGH 04.04.2013 2 Ob 171/12d nur: Bei Auslegung der §§ 23b ff WAG 1996 ist auf die Erwägungen der EU‑Richtlinie 97/9 EG über die Systeme für die Entschädigung der Anleger Rücksicht zu nehmen. (T4) Beisatz: Im Erwägungsgrund 4 zu dieser Richtlinie werden der Schutz der Anleger und die Erhaltung des Vertrauens in das Finanzsystem als wichtige Aspekte für das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts im Wertpapierbereich hervorgehoben, die einen harmonisierten Mindestschutz in allen Mitgliedstaaten für den Fall erfordern, dass eine Wertpapierfirma nicht in der Lage ist, ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Anleger-Kunden nachzukommen. (T5) Beisatz: Der Anleger ist ohne ungebührliche Verzögerung zu entschädigen, nachdem die Gültigkeit seiner Forderung festgestellt worden ist (Erwägungsgrund 19). (T6)
10 Ob 25/13v 10 Ob 25/13v Entscheidungstext OGH 23.07.2013 10 Ob 25/13v Auch; Beis wie T6
4 Ob 89/13m 4 Ob 89/13m Entscheidungstext OGH 27.08.2013 4 Ob 89/13m Vgl auch; Beis wie T1
6 Ob 98/13z 6 Ob 98/13z Entscheidungstext OGH 09.09.2013 6 Ob 98/13z Vgl auch; Beisatz: § 75 Abs 3 letzter Satz WAG ist insoweit unionsrechtlich nicht gedeckt, als er eine allgemeine Ausnahme für Bestandteile des Eigenkapitals der Wertpapierfirma von der Entschädigungspflicht anordnet. (T7)
1 Ob 117/18i 1 Ob 117/18i Entscheidungstext OGH 03.04.2019 1 Ob 117/18i Beis wie T1; Beisatz: Da Geschäfte, die das Halten von Geldern und Wertpapieren von Kunden umfassen, einer Wertpapierfirma ausdrücklich untersagt sind und die Anlegerentschädigung keine Ansprüche aus einer Beratungshaftung deckt, verbleibt als Anwendungsbereich nur der Fall, dass Wertpapierfirmen in Überschreitung ihrer Konzession (also rechtswidrig) Kundengelder oder Finanzinstrumente halten. Nur für sich daraus ergebende Schäden sollte eine Haftung der Entschädigungseinrichtung geschaffen werden. (T8); Beisatz: Die Entschädigungseinrichtung haftet nicht für jeden von einer Wertpapierfirma (auch betrügerisch) herbeigeführten Schaden des Anlegers aus einer Veranlagung, sondern nur unter den Voraussetzungen des § 75 Abs 3 WAG 2007. Einen allgemeinen Schutz vor Betrügereien jeglicher Art normiert diese Bestimmung nicht. (T9)
10 Ob 4/19i 10 Ob 4/19i Entscheidungstext OGH 07.05.2019 10 Ob 4/19i Beis wie T1; Beis wie T8; Beis wie T9
6 Ob 45/20s 6 Ob 45/20s Entscheidungstext OGH 22.10.2020 6 Ob 45/20s Beis wie T5; Beis wie T8