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RECHTSPRECHUNG


RS0126232


Bei börsenotierten Wertpapieren können Fehlvorstellungen über die künftige Wert- und Kursentwicklung (zumindest mangels anderslautender Vereinbarung) nur als rechtlich unbeachtlicher Motivirrtum qualifiziert werden. Hingegen stellt eine Fehlvorstellung über eine aus bestimmten Gründen gegebene Verlustbegrenzung oder Risikoabsicherung (zB Ausfallgarantie, Versicherung, Pfandrechte) oder darüber, ob eine direkte Investition in Güter erfolgt, einen rechtlich relevanten Irrtum über den Inhalts des Geschäfts und seine Eigenschaften dar. Die Risikogeneigtheit einer Anlageform oder die Diversifizierung eines Fonds sind als Produkteigenschaft anzusehen. Bei der Irrtumsanfechtung eines Anlegers ist der diesem unterlaufene Irrtum und nicht die Irreführungseignung des Verkaufsprospekts im Allgemeinen zu beurteilen.


Rechtssatz:

Im Fall des Verkaufs börsennotierter Wertpapiere können Fehlvorstellungen über die künftige Wert‑ und Kursentwicklung (zumindest mangels anderslautender Vereinbarung) nur als Motivirrtum qualifiziert werden. Hingegen betrifft eine Fehlvorstellung über eine dem Anlageprodukt immanente Begrenzung des Verlustpotentials wegen einer besonderen Risikoabsicherung (zB Ausfallgarantie, Versicherung, Pfandrechte) oder darüber, ob eine direkte Investition in Güter erfolgt, nicht nur im Vorfeld des Kaufentschlusses liegende individuelle Erwartungen, sondern für die Identität des Kaufgegenstands maßgebliche und daher den Inhalt des Geschäfts bestimmende Eigenschaften. Die Risikogeneigtheit einer Anlageform ist als Produkteigenschaft anzusehen.

Gericht:
OGH

Geschäftszahl:
8Ob25/10z; 4Ob65/10b; 5Ob222/10y; 4Ob190/10k; 8Ob112/10v; 8Ob151/10d; 5Ob18/11z; 2Ob191/10t; 8Ob107/11k; 3Ob214/11h; 6Ob13/12y; 4Ob174/11h; 5Ob146/11y; 1Ob51/12z; 4Ob5/13h; 2Ob19/13b; 3Ob65/13z; 5Ob207/14y; 4Ob90/19t

Schlagworte:

Entscheidung:
13.06.2019

Norm:
ABGB §871 BII ABGB § 871 heute ABGB § 871 gültig ab 01.10.1979 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 140/1979

Kategorie:


WEITERE INFORMATIONEN

Entscheidungstexte


8 Ob 25/10z 8 Ob 25/10z Entscheidungstext OGH 22.09.2010 8 Ob 25/10z Veröff: SZ 2010/113
4 Ob 65/10b 4 Ob 65/10b Entscheidungstext OGH 31.08.2010 4 Ob 65/10b Vgl; nur: Die Risikogeneigtheit einer Anlageform ist als Produkteigenschaft anzusehen. (T1)
5 Ob 222/10y 5 Ob 222/10y Entscheidungstext OGH 20.12.2010 5 Ob 222/10y Auch
4 Ob 190/10k 4 Ob 190/10k Entscheidungstext OGH 15.12.2010 4 Ob 190/10k Auch
8 Ob 112/10v 8 Ob 112/10v Entscheidungstext OGH 26.04.2011 8 Ob 112/10v Auch
8 Ob 151/10d 8 Ob 151/10d Entscheidungstext OGH 26.04.2011 8 Ob 151/10d Auch
5 Ob 18/11z 5 Ob 18/11z Entscheidungstext OGH 07.07.2011 5 Ob 18/11z Auch
2 Ob 191/10t 2 Ob 191/10t Entscheidungstext OGH 30.08.2011 2 Ob 191/10t Vgl auch
8 Ob 107/11k 8 Ob 107/11k Entscheidungstext OGH 22.11.2011 8 Ob 107/11k Auch; nur T1
3 Ob 214/11h 3 Ob 214/11h Entscheidungstext OGH 18.01.2012 3 Ob 214/11h Vgl; nur T1
6 Ob 13/12y 6 Ob 13/12y Entscheidungstext OGH 15.03.2012 6 Ob 13/12y Vgl; nur T1; Beisatz: Die Frage, ob ein die Vertragsanfechtung ermöglichender Geschäftsirrtum vorliegt, hängt grundsätzlich von den Umständen des Einzelfalls ab. (T2)
4 Ob 174/11h 4 Ob 174/11h Entscheidungstext OGH 17.04.2012 4 Ob 174/11h Vgl auch; Beisatz: Hier: Irrtum über Diversifizierung eines Fonds. (T3)
5 Ob 146/11y 5 Ob 146/11y Entscheidungstext OGH 16.05.2012 5 Ob 146/11y Auch; nur T1
1 Ob 51/12z 1 Ob 51/12z Entscheidungstext OGH 11.10.2012 1 Ob 51/12z Auch; nur T1
4 Ob 5/13h 4 Ob 5/13h Entscheidungstext OGH 12.02.2013 4 Ob 5/13h nur T1
2 Ob 19/13b 2 Ob 19/13b Entscheidungstext OGH 25.04.2013 2 Ob 19/13b Vgl auch; Beisatz: Bei der Irrtumsanfechtung eines Anlegers ist der diesem unterlaufene Irrtum und nicht die Irreführungseignung des Verkaufsprospekts im Allgemeinen zu beurteilen. (T4)
3 Ob 65/13z 3 Ob 65/13z Entscheidungstext OGH 21.08.2013 3 Ob 65/13z Beis wie T2
5 Ob 207/14y 5 Ob 207/14y Entscheidungstext OGH 24.02.2015 5 Ob 207/14y Auch
4 Ob 90/19t 4 Ob 90/19t Entscheidungstext OGH 13.06.2019 4 Ob 90/19t Beis wie T2